Jeder in Münster kennt Bischof von Galen als den bedeutensten Widerstandskämper gegen den Nationalsozialismus in meiner Heimatstadt.

 

Aber, gab es nur ihn, niemanden sonst? 

 

Wer waren diese anderen Menschen, die man vergessen hat? 

Was taten sie und wie wurden sie verfolgt?

 

Das war der Ausgangspunkt für meine aktuellen Recherchen zum Widerstand in Münster.

 

Inzwischen habe ich etwa 100 Namen von Widerständlern in meiner Liste, sie arbeiteten aktiv gegen die Nazis und wurden deshalb verfolgt, verhaftet, gefoltertn und bestraft; manchmall sogar ermordet oder in den Tod getrieben.

 

In großen Prozessen wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" wurden viele zu hohen Haftstrafen verurteilt. Manche flohen und schlossen sich 1936 den internationalen 
Brigaden in Spanien an oder versteckten sich in den Niederlanden bis zur Besetzung. Einige waren sogar in der Resistance in Frankreich gegen die deutschen Besatzer aktiv.

Manche starben im Gefängnis oder im KZ. 

Nach dem Krieg stellten die Verfolgten oft Antrage auf Wiedergutmachung für das erlittene Unrecht durch die Justiz und Polizei nach dem Bundesentschädigungsgesetz. (BEG).

 

Sie hatten Familien, Partner und Kinder. Einige Nachfahren konnte ich ausfindig machen, weiter Nachfahren werden dirngend gesucht.

 

Hier erzähle ich ihre Geschichte und den Fortgang meiner Recherchen.

 

Der vergessene Widerstand gegen die Nazis in Münster

Die Verhaftungen begannen direkt nach der Machtübernahme

Die Nazis zögerten nicht damit, ihre erbittersten Gegner einzusperren

Der Reichstagsbrand und die Folgen 

Am 30. Januar 1933 wurde Hitler zum Reichskanzler ernennt und ihm damit die Macht übertragen. Am nächsten Tag wurde der Reichstag aufgelöst und die Reichstagswahl für den 5. März 1933 angeordnet. Schon am 4. Februar wurde die "Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz des Deutschen Volkes" erlassen. Damit wurden Grundrechte der Versammlungs- und Pressefreiheit weitgehend abgeschafft. Diese Verordnung war noch unter Kanzler von Papen 1932 vorbereitet worden und wurde nun umgesetzt. Sie war der erste Schritt zur Aushebelung der Weimarer Verfassung.
Nach dem Reichstagsbrand am erfolgte umgehend die Notverordnung "Zum Schutz von Volk und Staat". Damit wurden die Grundrechte noch weitergehend außer Kraft gesetzt.  Die SA wurde zum Hilfsorgan der Polizei. Verhaftungen konnten ohne Nennung von Gründen und den Betroffenen wurde jeder Rechtsschutz verweigert.

Unmittelbar danach begannen umfangreiche Verhaftungen von linken Politikern, vor allem aus der KPD - aber auch aus SPD und Gewerkschaften. Dies geschah auch in Münster wie die Akten des Landesarchivs Westfalen bestätigen.

Händeringend suchte man nach Gründen für Anklagen wegen Vorbereitung zum Hochverrat. 

In einem ersten Prozess wurden 21 Angeklagte zu Haftstrafen zwischen 14 Monaten und 10 Jahren verurteilt. Aktenzeichen war 5 OJs 192/35. Als Gründe reichte es schon aus, wenn man Flugblätter zu anstehenden Reichstagswahl druckte und verteilte oder nachts an Brücken "Hitler = Krieg und Not" geschrieben hatte.

Die Akten zu den fast zwei Jahre dauernden Ermittlungen bestehen aus mehr als 4.000 Seiten und dokumentieren die Rechtlosigkeit der Gefangenen. Sie wurden zweitweise ins GESTAPO Gefängnis nach Recklinghausen verlegt und waren dort schlimmster Folter während der "verschärften Verhöre" ausgesetzt.

Der rote Arbeiter

Mit diesem ersten Prozess war der Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Münster aber noch nicht vollständig besiegt. Eine neue Gruppe von Arbeitern und erstmals auch Studenten schloss sich 1934 zusammen. Unter den Bedingungen der massiven Verfolgung arbeitete die Gruppe streng konspirativ. Niemand kannte alle Mitglieder.

Man druckte in einer versteckten Druckerei in einem Bootshaus an der Werse Flugblätter und brachte regelmäßig die Zeitung "Roter Arbeiter" heraus. Zusätzlich verteilte man Flugblätter, welche auf verschlungenen Wegen bis ins Münsterland gebracht wurden.
Als ein Bote verhaftet wurde nannte er unter der Folter die Namen einiger Kameraden. So konnte schrittweise ein großer Teil der Gruppe verhaftet werden. Allerdings blieb durch die Sicherheitsmaßnamen etwa die Hälfte unentdeckt.
Den Verhafteten wurde unter dem Aktenzeichen 5 OJs 71/35 ebenfalls der Prozess gemacht. Die 17 Angeklagten erhielten hohe Zuchthausstrafen.

Weitere Verfolgte

Neben diesen beiden Gruppen gab es weitere Verhaftungen, Folterungen und auch Verurteilungen, die mir durch meine Recherchen bekannt wurden. Insgesamt habe ich bislang fast 100 Verfolgte in meinen Recherchen identifizieren können.

Die Schicksale sind alle sehr unterschiedlich und gehen von kurzen Haftstrafen zu langen Zuchthausstrafen weiter zu Einweisungen in psychiatrische Klinken weiter über Zwangssterilisation zur Inhaftierung und Ermordung in Konzentrationslagern (Börgermoor, Neuengamme) bis zu Verpflichtungen im sog. "Strafbataillon 999", in welchem die Überlebenschancen immer gering waren, und einige umgekommen sind.

Nach dem Ende des Krieges 

Nach dem Ende der Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten kamen viele der Verfolgten wieder nach Münster zurück oder begannen in Münster wieder ihre politische Tätigkeit zum Aufbau eines demokratischen Deutschlands oder auch zur Verfolgung der Täter und Entschädigung der Opfer.

Ab 1943 konnte man wegen des neuen Bundesentschädigungsgesetzes (BEG) Antrage auf Wiedergutmachung für erlittenes Unrecht unter der Nazi-Herrschaft stellen. In den Archiven konnte ich dazu eine Menge Akten von diesen Verfahren finden. Der Umgang mit den Verfolgten spiegelte dabei die allgemeine Situation im Nachkriegsdeutschland wider. Die Gesetze und Verfahren waren nicht geeignet, um das erlittene Unrecht angemessen zu kompensieren. 

In den Akten liest man davon, wie diese Menschen versucht haben wieder Fuß zu fassen in der neuen Bundesrepublik. Einige Anträge wurden auch von den Nachkommen der Verfolgten gestellt. weil diese während der Verfolgung umgebracht worden sind oder inzwischen verstorben waren.

Nachkommen finden

Ein besonderes Anliegen war mit, als erfahrenem Familienforscher, Nachfahren der damals Verfolgten zu finden. Für ein gutes Dutzend der Verfolgten ist mir dies gelungen. Oftmals sind es Enkel oder Urenkel, manchmal auch Neffen, Großneffen oder weiter entfernte Verwandte. Ich informiere diese regelmäßig über den Fortgang der Recherchen und halte zu ihnen, wenn gewünscht, auch gerne einen persönlichen Kontakt. Dazu auch mehr auf der Seite zu den Terminen und Veranstaltungen.

Weiter Nachfahren werden von mir lokal, bundesweit, aber auch international gesucht. Falls Sie denken, einer der Verfolgten aus meiner Liste könnte mit ihnen verwandt sein, melden Sie sich gerne bei mir. Kontaktdaten im Impressum.

 

 

 

Wir benötigen Ihre Zustimmung zum Laden der Übersetzungen

Wir nutzen einen Drittanbieter-Service, um den Inhalt der Website zu übersetzen, der möglicherweise Daten über Ihre Aktivitäten sammelt. Bitte überprüfen Sie die Details in der Datenschutzerklärung und akzeptieren Sie den Dienst, um die Übersetzungen zu sehen.